Jährlich zum 16. März wird auf Isabela die Kantonisierung gefeiert, durch die die Insel mehr Freiheit und gesamtstaatliche Kompetenzen erhalten hat. Seither ist Isabella eine mehr oder weniger selbständige Region. Die Feierlichkeiten dauern vier Tage und werden mit einer großen Fiesta auf dem Hauptplatz beendet.
Die ersten Anzeichen für das kommende Fest sind, dass der Ort geschmückt wird. Der Hauptpatz mit bunten Fähnchen und Regenschirmen, die Straße zum Hafen mit Flaggen aller möglichen Nationalitäten. Eine Bühne am Hauptplatz deutet darauf hin, dass Großes bevorsteht.
Am 14. März zieht Nachmittags ein Umzug durch die Straßen von Puerto Villamil. Hier stellen sich die Bewerberinnen für das Amt der Inselkönigin vor: Genesis, Linda und Lua. Sie repräsentieren den Pfarrgemeinderat, das Kapitänsamt und den Nationalpark von Puerto Villamil. Für keine so gute Idee halte ich es, dass an die Zuschauer Schokobonbons verteilt werden. Könnt ihr euch die Konsistenz bei dieser Hitze vorstellen?
Abends dann findet die Wahl zur Inselkönigin statt. Gegen 19 Uhr duscht es allerdings in Strömen. Es ist wie üblich recht schnell wieder vorbei, nur steht jetzt der Hauptplatz unter Wasser. Mühsam mit einem kleinen Motor und langen Schläuchen wird das Wasser Richtung Strand abgepumpt. Die Sache wirkt nicht wirklich organisiert. Man möchte meinen, sie machen das zum ersten Mal. Dabei weiß ich aus sicherer Quelle, dass der Platz öfter unter Wasser steht.
Jedenfalls wird es 22 Uhr, bis die Wahl endlich beginnt. Es gibt eine offizielle Jury und die Mädchen werden präsentiert. Jede tanzt eine einstudierte Choreografie. Als sie in der zweiten Runde im Badeanzug auftreten müssen, entscheide ich mich zu gehen. Das ist mir zu sehr eine Fleischbeschauung. Am nächsten Tag bringe ich in Erfahrung, dass Lua (Nationalpark) gewonnen hat.
Am nächsten Tag finden weitere Feierlichkeiten auf dem Land statt. Es ist zu weit, um zu laufen, aber es wird zu verschiedenen Zeiten ein Bus angeboten, der die Gäste zur Feier bringt. Inzwischen sind Andreas und René da, Volontäre von San Cristóbal, die mich für ein langes Wochenende besuchen. Gemeinsam machen wir uns mit dem Bus auf den Weg.
In einem kleinen Dorf steht eine große Sporthalle mit Kinderspielplatz. Darum herum sind ein paar Buden zum Essen und Trinken aufgebaut. Es wird Ecuavolley gespielt (ähnlich unserem Volleyball, aber mit nur drei Spielern je Mannschaft und der Ball darf länger geführt werden). Leider erkennen wir nirgends einen Spielstand. Rene löst das Rätsel. Beim Schiedsrichter liegen Steine und ein Stöckchen am Boden. Die Steinchen zählen die Punkte, das Stöckchen zeigt an, wer gerade Aufschlag hat 🙂
Ausgerüstet mit einem Bier machen wir uns auf den Weg beim Rodeo zuzuschauen. Hier lernen wir wieder einmal die ecuadorianische Organisation kennen: nichts ist pünktlich, lange Wartezeiten für ein bisschen Vergnügen. Auch das Rodeo-Pferd muss in einem kleinen Kabuff lange warten. Die vielen Menschen machen es sichtlich nervös und es versucht auszubrechen. Da nur ein kleines Holzgatter zur Sicherung dient, bricht es auch aus. Das arme Tier muss sich doch weh tun!!! Alles umsonst. Es wird wieder eingefangen und eingepfercht. Endlich kommt der erste Reiter und in ein paar Sekunden ist alles vorbei.
Das Pferd wird schon wieder eingesperrt und wir müssen auf den nächsten Reiter warten. Einmal spielen wir das Spiel noch mit. Aber das Mitleid mit dem Pferd überwiegt. Das ist Tierquälerei! Wir gehen zurück zum Ecuavolley. Hier ist es deutlich amüsanter. Gemeinsam mit René feuere ich Isabella an. Die Mannschaft von Santa Cruz ist uns unsympatich. Bei manch einer Schiedsrichter-Entscheidung warten wir fast auf eine Schlägerei!
Und dann wird mitten in einem Spiel abgebrochen. Die Band für das Abendprogramm will wohl pünktlich anfangen zu spielen. Das erste Mal, dass etwas pünktlich beginnt. Nur ist es leider gar nicht gut. Das liegt nicht nur an der Band, obwohl ich diese Choreographie der 5 älteren Männer, die um eine Sängerin herum tanzen und den Backgroundchor geben, schon sehr steif und einstudiert finde. Dazu ist der Sound sehr schlecht und es fällt immer wieder das Mikro der Sängerin aus. Da kann keine Stimmung aufkommen. Schon gar nicht, da die Halle immer noch in grellem Neonlicht erstrahlt.
Wir beschließen heimzufahren. Nur, es gab zwar offizielle Busse, um zum Fest zu fahren, für den Rückweg sind jedoch leider keine organisiert. Wenigstens kommen Taxis vorbei, die ein Geschäft wittern. Andreas, der gut Spanisch spricht, verhandelt mit einem Paar aus Cuba und wir teilen uns ein Taxi. Der Fahrer bringt mich dann sogar auch noch in die Vorstadt.
Am letzten Tag dann ein Pferderennen. Vorher laufen noch junge Männer eine wer weiß wie lange Strecke. Jedenfalls kommen sie komplett fertig am Hauptplatz an. Keine Wunder bei der Hitze.
Während Andreas und René gemütlich in der Sunset Bar sitzen, begebe ich mich ins Getümmel. Mir ist vom Rumstehen schon wieder heiß! Und wie üblich warte ich ewig für ein Pferderennen, das ca. 7 Sekunden dauert. Es heißt zwar, es gäbe noch ein weiteres Rennen, aber die Warterei tue ich mir nicht an. Ich setze mich zu den Jungs und genieße den Sonnenuntergang.
Abends findet das große Abschlussfest statt. Bis 23 Uhr haben sich nur ein paar Touristen und noch wenig Einheimische auf dem Hauptplatz eingefunden. Wir sind inzwischen müde und haben keine Lust mehr zu warten. Ich muss ja auch im Dunklen noch in die Vorstadt laufen. Also Aufbruch. Auf dem Heimweg kommen mir einige gestylte Einwohner entgegen. Auch die Band macht sich wohl gerade auf den Weg. Am nächsten Tag erfahre ich, dass die Party bis morgens früh um 4 Uhr ging!