Meine Zeit als Volontärin ist jetzt vorbei. Nun steht der Umzug in ein Hotel an. Die letzte Woche bin ich durch den Ort gezogen und habe mir etwas Besonderes ausgesucht. Ich habe ein großes Zimmer, einen schönen Balkon und einen wunderbaren Blick auf Flamingos. Seitlich sehe ich sogar das Meer.






Nun wohne ich direkt im Zentrum. Der Ort Villamil ist mit etwa 2.200 Einwohnern nach Puerto Ayora und Puerto Baquerizo Moreno die drittgrößte Stadt der Galapagos-Inseln. Im Ortskern erhebt sich die moderne Kirche Cristo Salvador, deren farbenfrohe Wandmalereien Landschaft und Fauna der Insel Isabela darstellen. Auch ein Relief an der Markthalle zeigt Tiere der Insel. An der Hauptstraße finden sich Hotels, Restaurants, Tour-Anbieter und Geschäfte zum Fahrradverleih.







Ich nutze meine zusätzlichen Tage hier für lange Strandspaziergänge. Isabela hat einen langgestreckten, wunderschönen Sandstrand. Ich laufe einfach immer weiter. Dabei begegne ich Pelikanen, Möwen, Leguanen, Krabben und vielen mehr. Zwischendurch setze ich mich einfach hin und warte, welche Tiere zu mir kommen. Irgendjemand besucht mich immer!





Etwas abseits vom Strand liegen die Humedales, die Feuchtgebiete. Das Meer sorgte mit Ablagerungen dafür, dass sich an der Küste Mangrovenwälder bilden konnten und diese Wasserflächen vom Meer getrennt wurden. Hier sollte man viele Vögel finden. Ich finde auch ein paar, aber sie sind spärlich gesät. Wahrscheinlich ist ihnen auch zu heiß und sie verstecken sich irgendwo im Schatten. Die Farben des Brackwassers mit dem Grün der Pflanzen faszinieren besonders im Abendlicht.
Westlich der Stadt wurde 1946 durch Präsident José María Velasco Ibarra ein Strafgefangenenlager für 300 Schwerverbrecher vom Festland eingerichtet. Der Leiter des Gefängnisses zwang die Gefangenen dazu, eine riesige Mauer zu bauen. Einen praktischen Nutzen hatte die Mauer nicht. Es ging vielmehr darum, die Gefangenen zu beschäftigen, zu bestrafen und sie leiden zu lassen.
Die Muro de las Lágrimas (Mauer der Tränen) ist etwa 100 m lang, bis 7 m hoch und 3 m breit. Die Steine wurden von den Sträflingen ohne Hilfe von Maschinen vom Vulkan Sierra Negra hierher transportiert. Der Bau der Mauer kostete tausendenden von Gefangenen das Leben.
Von Puerto Villamil sind es etwa 6 km bis zur Mauer. Zusätzlich gibt es einige lohnenswerte Abzweigungen. Nachdem ich den Weg schon zweimal gelaufen bin, leihe ich mir diesmal ein Fahrrad. Das ist bequemer, auch wenn ich evtl. das eine oder andere Tier am Wegesrand übersehe. Der faszinierende Wanderweg führt von Puerto Villamil zunächst am Strand entlang, vorbei an Mangroven, Kakteen, Stränden, Lagunen, Aussichtspunkten und schließlich zur Mauer der Tränen.










Am liebsten gehe ich aber zum Schnorcheln. Concha de Perla ist eine wunderschöne Lagune voller Mangroven, nur einen kurzen Fußweg von Puerto Villamil entfernt. In der geschützten Lagune kann ich mit Seelöwen, Pinguinen, Meeresschildkröten, Leguanen und vielen anderen Meeresbewohnern schwimmen.
Einen Nachmittag gehe ich relativ unmotiviert zum Hafen. Ich war einfach der Meinung, ich habe mich an dem Tag noch nicht genug bewegt. Dort erwartete mich zur Belohnung ein Spektakel: Blaufußtölpel, Pelikane, Seelöwen und Pinguine gemeinsam auf der Jagd! Nur einer verschläft die ganze Aufregung.






Ich buche mir außerdem ein drittes Mal den Ausflug nach Tuneles. Das erste Mal hatte ich Regen, alles war grau, das zweite Mal schien zwar die Sonne, aber wir konnten nicht anladen, weil die Brandung zu stark war. Heute sehe ich die Lavatunnel von Los Tuneles bei Sonne: schwarze Lava und türkisgrünes Meer! Mit dem Boot fahren wir durch die schönen, außergewöhnlichen Kanäle, die durch in sich zusammengefallene Lavatunnel entstanden sind.
In dem Ausflug ist außerdem ein Schnorchelstopp enthalten. Auch hier bietet Tuneles etwas Besonderes: ich entdecke Seepferdchen und Riffhaie. Über mir auf einem Felsen sitzt ein Pinguin! Was für ein Ausflug! Ich habe alles gesehen, das ich mir erhofft habe.



Der Ausflug zur Insel La Tortuga läuft nicht ganz so ideal. Die Insel Tortuga ist ein Vogel-Paradies. Hier wohnen Blaufußtölpel, Nazca-Tölpel, Fregattvögel, Lava-Möwen und sogar Paradiesvögel. Meeresleguana hängen an der Steilwand. Nur liegt alles im Gegenlicht. Schlechte Karten für Fotografen. Beim anschließenden Tiefsee-Schnorcheln ist leider die Brandung recht stark. Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich beim Schnorcheln nicht mehr ganz wohl. Darüber hinaus ist die Sicht miserabel. Aber wir fahren auf dem Rückweg noch einen zweiten Schnorchelplatz an. Eine geschützte Bucht in den Ausläufern von Las Tintoreras. Hier würde ich am liebsten gar nicht mehr aus dem Wasser rausgehen!



Nachmittags und abends setze ich mich gerne in eines der vielen Restaurants oder eine Bar am Strand. Besonders ans Herz gewachsen sind mir dabei das El Faro und sein exzellenter Passionsfrucht-Saft und das Pink Iguana aufgrund seiner Gemütlichkeit.

