Die letzten Tage war ich im Paradies. Mitten im Yasuni Nationalpark, dem Amazonas Gebiet von Ecuador befindet sie die La Selva Lodge. Schon allein die Anreise etwa drei Stunden auf dem El Napo war ein Erlebnis. Die Lodge mitten im Regenwald ist luxuriös incl. Küche auf Sterne-Niveau. Das Personal ist extrem zuvorkommend, es blieb kein Wunsch offen. Außer vielleicht ausschlafen. Da die Tiere des Regenwaldes Frühmorgens und am frühen Abend am aktivsten sind (zu diesen Stunden ist es nicht so heiß), klingelt jeden Morgen um 5:30 Uhr der Wecker. Abmarsch ist um 6:30 Uhr. Wie gut, dass die Lodge einen gut funktionierenden Weckdienst hat. Einmal musste der arme Mann sehr lange an meine Tür klopfen… Zum Ausgleich hatten wir nachmittags eine längere Pause für eigene Unternehmungen: Angeln, das Spa, eine Siesta oder einfach wie ich gemütlich auf dem Balkon sitzen und den Geräuschen des Regenwaldes lauschen.
Am ersten Tag sind wir zu Fuß durch den Regenwald gewandert. Gleich hinter dem Hotel führt ein Weg in den Dschungel hinein. Unser Ziel war ein Aussichtsturm. In 35 Metern Höhe, von einer Plattform in der Krone eines Kapokbaumes, wollen wir Vögel beobachten. Allein die Aussicht über die Wipfel der kleineren Bäume ist eine Wucht. Vögel lassen sich trotz langer Wartezeit leider kaum blicken. Und wenn dann nur in weiter Ferne. Gut, dass unser Guide ein starkes Teleskop dabei hat. Fotos kann ich daher nur von der Flora bieten und von meinem kleinen Freund der Raupe. Ist die nicht niedlich?



Als nächstes führt uns unsere Wanderung an eine Lagune in der Nachbarschaft. Hier gleiten wir wieder mit dem Kanu ganz ruhig durchs Wasser und es klappt dann auch besser mit der Vogelbeobachtung. Sehr deutlich zu sehen ist der niedrige Wasserstand. Ich habe nachgefragt. Es liegt nicht an der Jahreszeit, sondern am Klimawandel. Erschreckend!





Abends erkunden wir mit dem Kanu unsere Lagune. Dazu wunderbares Abendlicht. Das Highlight ist eine Gruppe Kapuziner-Äffchen, der wir eine ganze Weile folgen. Aber auch ein paar Vögel kommen mir vor die Linse. Wir hingegen werden von Kaimanen beobachtet. Nur die Augen spitzen aus dem Wasser und leuchten auf, wenn sie mit der Taschenlampe angeleuchtet werden.
Am nächsten Tag besuchen wir ein Kichwa-Dorf. Die Dörfer hier sind nicht kreisförmig um ein Zentrum angeordnet wie bei uns, sondern in die Länge gezogen. Alle Häuser haben Zugang zum Fluß und sind relativ weit voneinander entfernt, da jede Familie eine kleine Farm betreibt. In den Gärten werden Nutz- und Heilpflanzen angebaut. Trotzdem gibt es ein Zentrum, einen sozialen Treffpunkt. Hier ist die Schule, alle 14 Tage kommt ein Arzt und ab und an kommt auch ein Pfarrer für Taufen und Eheschließungen. Allerdings kommt der Pfarrer nur, wenn er nicht gerade wieder beleidigt ist, weil nie jemand in seine Kirche kommt!
In der Küche werden für uns ein paar typische Gerichte zubereitet. Neben Fisch, Plantains, Süßkartoffel und gerösteten Bohnen werden auch Larven serviert. Ich habe genau gesehen, dass sie sich anfangs über dem Feuer noch bewegt haben! Anita, unsere Reiseleiterin meint nur: „Ein gutes Zeichen. Dann sind sie ganz frisch.“ Augen zu und durch. Ich esse eine der dicken Larven. Wenn man den Kopf ausschält, schmecken sie eigentlich nicht schlecht. Etwas zu fettig vielleicht.




Abends unternehmen wir eine Nachtwanderung durch den Regenwald. Wieder ganz neue Eindrücke. Nicht nur das Licht, auch die Geräusche ändern sich. Es wird ruhiger. Vögel und Insekten schlafen, nur ab und zu hört man eine Eule oder einen Frosch. Ich habe noch nie einen Schmetterling schlafen sehen. Auch Grashüpfer oder Ähnliches legt sich auf Blättern zur Ruhe. Mit der Taschenlampe beleuchtet ergibt das tolle Fotos!



Der letzte Tag steht ganz im Zeichen der Beobachtung von Papageien. Neben dem Haus einer Kichwa-Familie steht ein Unterstand mit Sicht auf einen abgestorbenen Baum. Dieser wird jeden Morgen von Papageien besucht. Aus ihm picken sie sich wichtige Nährstoffe heraus. Wir warten lange und unsere Geduld zahlt sich aus. Nachdem die Papageien schon lange zu hören waren, sie haben aus den umliegenden Bäumen und Büschen erst mal die Sicherheitslage geprüft, traut sich ein erster Papagei an den Baumstamm. Und kurz darauf folgen viele mehr.



Und dann war es leider schon wieder an der Zeit das Paradies zu verlassen. Sogar der Himmel musste zum Abschied weinen. Und alles, was bisher noch nicht feucht und klamm war, ist jetzt endgültig nass. Aber dann reißt der Himmel auf und wir werden vom El Napo mit einem wunderschönen Regenbogen verabschiedet.
Ich fliege zurück nach Quito und von da aus geht es mit dem Auto weiter nach Otovalo. Zurück in der Zivilisation. Morgen treffe ich dann meine Reisegruppe für die Fahrt einmal quer durch Ecuador. Ich hoffe mir bleibt zwischendurch mal Zeit diesen Blog weiter zu schreiben. Ansonsten reiche ich alles in zwei Wochen nach.