Wir verlassen Otovalo und fahren auf der Panamericana Richtung Süden. In dem kleinen Städtchen Cayambe nehmen wir unser zweites Frühstück ein: Bizcochos. Eine Spezialität dieser Gegend. Ein leckeres, leicht salziges Gebäck, das im Holzofen gebacken wird. Dazu isst man Käse oder Karamellsauce oder auch beides gleichzeitig. Das Café ist rappelvoll. Unter den Gästen viele Einheimische. Ein gutes Zeichen!
Diese Gegend ist außerdem bekannt für seine Blumen. Hier steht ein Treibhaus neben dem anderen und es werden v.a. Rosen für den Export in die ganze Welt angebaut. Gut für die Natur kann das nicht sein. Die Blumen, die man am Straßenrand kaufen kann, sehen auch nicht besonders natürlich aus. Das liegt aber wohl eher am Geschmack der Ecuadorianer.
Schließlich erreichen wir Mitad del Mundo, das Äquatordenkmal. Es steht auf dem bereits 1736 fast korrekt gemessenen Äquator. Heute weiß man, dass der wahre Äquator ca. 250 Meter weiter nördlich verläuft. Hier steht jetzt das Intiñan Solar Museum, in dem man so einiges über Kultur und Geschichte der verschiedenen Landesteile Ecuadors lernen kann. Unter anderem erfahren wir, wie die Einwohner im Amzonasgebiet Schrumpfköpfe hergestellt haben. Heute ist es nicht mehr erlaubt. Aber Vorsicht, ich weiß jetzt, wie es geht 😉
Wirklich interessant wird es, als wir zur echten Äquatorlinie kommen und mit spielerischen Experimenten die unterschiedliche Wirkung der Corioliskräfte auf der Nord- und Südhalbkugel verdeutlicht wird. Ein Wasserbecken wird auf oder neben die Äquatorlinie gestellt. Je nach Position fließt das Wasser mit einem links- oder rechtsdrehenden Strudel ab. Auf der Äquatorlinie völlig ohne Strudel. Außerdem kann man hier am Äquator relativ leicht ein Ei auf den Kopf eines Nagels stellen, da sich auf der Äquatorlinie die Corioliskräfte von der Nord- und Südhalbkugel beeinflussen. Es braucht etwas Fingerspitzengefühl, aber plötzlich klappt es tatsächlich ganz leicht. Ich bin die einzige aus der Gruppe, die es schafft, bin die Ei-Königin und erhalte ein Zertifikat.
Am Mitad del Mundo, dem Äquatordenkmal ist es sehr voll. Es ist langes Faschingswochenende, denn Montag und Dienstag sind Feiertage. Könnten wir das in Deutschland bitte auch einführen? Auf jeden Fall ist es hier eine Zeit für Familienausflüge. Die Musik schallt aus Lautsprechern und am Grill werden Meerschweinchen gebraten. Sie gelten hier als Delikatesse. Ich ziehe mich zurück zu einer kleinen Brauerei, die ich hier vor etwas einem Jahr entdeckt habe. Und es ist fast nicht zu glauben, ich treffe wieder den Amerikaner, den ich damals hier kennengelernt habe. Wieder ist es lustig und wieder trinken wir ein Bier zusammen.
Und dann fahren wir weiter nach Mindo in den Bergnebelwald. Bis wir dort ankommen ist es schon dunkel. Lange Zeit fahren wir über eine schmale, sehr holprige Schotterstraße. Ob hier wirklich noch ein Hotel kommt? Wir sind alle sehr skeptisch, Aber es kommt noch ein Hotel, sogar ein sehr schönes und wie wir am nächsten Morgen entdecken werden mit einem traumhaft schönen Ausblick auf Mindo.